Theoretische Chemie, Ruhr-Universität Bochum, www.theochem.ruhr-uni-bochum.de PDF Version

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Theoretische Chemie




 
 
 
 
 

Ausgabe Dezember 2001

 
 
 
 
 

Inhaltsverzeichnis

1.  Editorial
 

2.  Bericht über das STC 2001
 

3.  Emeriti stellen sich vor
 

4.  Aus dem Vorstand
 

5.  Klatsch & Tratsch
 

6.  Tagungsvorschau 2002
 

7.  Spezielle Tagungsankündigungen
 

8.  Hellmann Preis
 

9.  Physics Reports
 
 

Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

an den Chemie-Fakultäten von vielen Universitäten und technischen Hochschulen in Deutschland ist zur Zeit eine intensive Diskussion über die Struktur des Chemie-Studiums im Gange; an manchen Fakultäten werden die Studiengänge für Chemie, Biochemie und das Lehramt Chemie bereits umgebaut. Anlaß für diese Diskussion ist natürlich die Notwendigkeit, das Chemie- Studium permanent den aktuellen Anforderungen anzupassen sowie ein gewisser Druck der Landes-Kulturministerien, international anerkannte Bachelor- und Master-Abschlüsse einzuführen (Stichwort "gestufte Studiengänge").

Die Studienreform-Kommission der GdCh hat in den letzten Jahren ein neues Studienmodell erarbeitet, das ein sechs-semestriges Basis-Studium und ein vier-semestriges Aufbau-Studium vorsieht. Seitens der AGTC haben Herr Kutzelnigg und Herr Domcke in der Studienreformkommission mitgearbeitet und dafür gesorgt, daß die Theoretische Chemie im Basis-Studium angemessen vertreten ist. Dieses Modell könnte als Grundlage für die neu zu formulierenden Studiengänge an vielen Universitäten werden. Wir haben den Entwurf daher diesem InfoTC angehängt bzw. verweisen auf die entsprechende Seite der GdCh: Empfehlungen der Studienreformkommission

An der Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität Bochum sind mit Beginn des laufenden Semesters Bachelor- und Master- Studiengänge für Chemie eingeführt worden; der Diplom-Studiengang läuft unwiderruflich aus. Bachelor- und Master-Studiengänge für Biochemie werden im nächsten Jahr eingeführt werden. Diese Studiengänge sind nicht identisch mit dem Entwurf der Studienreformkommission, ähneln ihm jedoch in vielen Punkten. Details können der Homepage der Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität entnommen werden.

Wir wünschen allen Kolleginnen und Kollegen ein schönes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2002.
V.Staemmler, K.Fink, Bochum



Emeriti stellen sich vor

Werner Kutzelnigg, Ruhr-Universität Bochum

Der Status des `professor emeritus' ist offensichtlich ein Auslaufmodell. Die weitaus meisten der heute tätigen Professoren werden nicht mehr emeritiert, sondern pensioniert werden. Dennoch sind Fakultäten gut beraten, wenn sie den ihnen verbleibenden Spielraum so nützen, daß pensionerte Professoren auch künftig so behandelt werden wie bisher Emeriti.

Formal besitzen Emeriti alle Rechte und keine Pflichten eines Professors im Amt. Insbesondere entfällt die Plicht zur Lehre, was sicher eine erhebliche Entlastung ist, aber auch das Recht, das dem einen oder anderen doch viel bedeutet hat, sich an der Lehre gestaltend zu beteiltigen. Man kann zwar Spezialvorlesungen anbieten, aber wenn diese nicht gerade - wie seinerzeit bei F.Hund in Göttingen - die Geschichte der Quantenmechanik aus der Sicht eines Zeitzeugen behandeln, ist kaum mit Zuhörern zu rechnen. Sicher, man kann auch durch das Verfassen von Lehrbüchern oder Monographien dem Verlangen nach didaktischer Tätigkeit Rechnung tragen. Zu den Pflichten, von denen man gern erlöst ist, gehört die Beteiltigung an der akademischen Selbstverwaltung. Der Preis, den man dafür zu zahlen hat, besteht darin, daß man auch von allen wichtigen (oder dafür gehaltenen) Informationen abgeschnitten ist, und so dem Zentrum des Geschehens entrückt wird.

Zu den Rechten gehört die Inanspruchnahme akademischer Einrichtungen, wie Bibliothek, Rechenzentrum, etc. ... . Auch darf man post-docs im Rahmen von durch Drittmittel finanzierten Forschungsprojekten betreuen. Keinen Anspruch hat man dagegen auf eine Sekretärin oder andere Hilfskräfte. Daß man alle interne Verwaltung und alle Korrespondenz selbst erledigen muß, macht einen großen Teil der Entlastung von Aufgaben wieder wett.

Was sich mit der Emeritierung kaum ändert, ist der Eingang von Post und email, und die Anforderungen zum Abfassen von Gutachten über Forschungsvorhaben oder für Zeitschriften landen auf dem Schreibtisch wie gewohnt. Würde man alle dies Aufgaben unverzüglich erledigen, wäre man völlig ausgelastet und käme zu nichts anderem. Natürlich könnte man, unter Hinweis auf die Emeritierung all derlei von sich weisen, aber damit gibt man eine weitere aktive Teilnahme am Geschehen auf. Man wird nach wie vor davon Gebrauch machen, daß zumindest die Arbeiten, die man begutachten muß, auch wirklich liest.

Die Vorstellung, man könne jetzt ganz das tun, was man eigentlich immer wollte, wozu nur die Zeit fehlte, stellt sich offenbar bald als Illusion heraus. Die wissenschaftliche Tätigkeit steht nach wie vor in Konkurrenz zu anderen Verpflichtungen, und man muß weiterhin Prioritäten setzen.

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen nun ein paar Worte zu dem, was ich mir für nächste Zeit vorgenommen habe. Mein Schwerpunktthemen sind:

  1. Elektronenkorrelation
  2. Relativistische Quantenchemie
  3. Konvergenz von Basisentwicklungen
  4. Nichtadiabatische Korrekturen

Ad 1. Im Rahmen der Elektronenkorrelation fasziniert mich z. Zt., in Zusammenarbeit mit Debashis Mukherjee, die Beschreibung der Mehrelektronensysteme mit Hilfe der Kumulanten der reduzierten Dichtematrizen. Die Kumulanten sind extensive Größen und sie skalieren linear mit der Teilchenzahl. Eine Hierarchie von Gleichungen zur direkten Berechnung der Kumulanten wurde hergeleitet, sie ist aber noch nicht voll befriedigend. Hier gäbe es Arbeit für einen Post-doc.

Diese Arbeiten stehen im Zusammenhang damit, daß ich die Erfolge der Kohn-Sham-artigen Dichtefunktionaltheorie als eine Herausforderung an die ab-initio Theorie empfinde, nach besser begründeten Ansätzen zu suchen, die bei vergleicbbar geringem Rechenaufwand die richtige Antwort aus dem richtigen Grund geben können, wodurch es möglich sein sollte, das verlorene Terrain `wiederzuerobern'. Natürlich habe ich auch das Interesse an explizit korrelierten Wellenfunktionen nicht aufgegeben.

Ad 2. Bei der Formulierung einer relativistischen Mehrelektronenquantenmechanik gibt es noch eine Reihe ungeklärter Probleme. Ich habe dazu einiges Material zusammengetragen, das ich in Ruhe aufarbeiten und publizieren muß. Auf der mehr praktischen Seite arbeitet mein Post-doc Wenjian Liu an der Implementierung einer relativistischen MC-SCF-Theorie im Rahmen der quasientarteten direkten Störungstheorie. Auch hier ist noch einiges zu tun. Ebenso sind die Arbeiten zu relativistischen Korrekturen zu magnetischen Eigenschaften noch nicht abgeschlossen.

Ad3. Bei der Entwicklung von Wellenfunktionen nach Gaussbasen habe ich das Problem der Konvergenz-Rate von `even-tempered' Funktionen vor längerer Zeit analytisch gelöst und die Lösung publiziert. Noch unveröffentlicht sind u.a. die Untersuchungen zu `optimalen' Basissätzen, sowie zur Abhängigkeit der zu wählenden Basissätze in Abhängigkeit vom zu lösenden Problem.

Ad4. Zur niedrigsten Näherung für nichtadiabatische Korrekturen, fern von vermiedenen Überkreuzungen liegt einiges Material unveröffentlicht in meiner Schublade.

Noch weiteres wäre aufzuarbeiten. Aus dem Manuskript des Vortrags zu Hückelīs 100. Geburstag `Was mir an der Hückel-Theorie gefällt' ließe sich z. B. mit geringen Änderungen ein druckfertiger Aufsatz machen, vielleicht zum 105ten.



Aus dem Vorstand

Nachdem die Gesellschaft deutscher Chemiker und die Deutsche Bunsengesellschaft ihre Vertreter für den Vorstand der AGTC beannt haben, ist dieser jetzt vollständig.
Die Mitglieder sind ((wie vorher))

Prof. Dr. H.-J. Werner, Stuttgart
(gleichzeitig Vertreter der Deutschen Bunsengesellschaft)
Prof. Dr. M. Schreiber, Bremen
(Vertreter der Deutschen Physikalischen Gesellschaft)
Prof. Dr. Gernot Frenking, Marburg
(Vertreter der Gesellschaft deutscher Chemiker)



Klatsch & Tratsch

  • Prof. Dr Gotthart Seifert, Gesamthochschule Paderborn, hat einen
    Ruf auf eine C4-Professur für Physikalische Chemie an der TU
    Dresden erhalten und angenommen.
  • Prof. Dr. Michael Schreiber, TU Chemnitz, hat einen Ruf auf eine
    Professur für Theoretische Physik an der neu gegründeten
    "International University in Germany" in Bremen angenommen.
  • Prof. Dr. Peter Saalfrank, Universität Regensburg, hat einen Ruf
    auf die C4-Professur für Theoretische Physik an der Universität
    Potsdam erhalten.
  • Herr Priv.-Doz. Dr. Bernd Hartke, Institut für Theoretische Chemie
    der Universität Stuttgart, hat den Ruf auf die C3-Professur für
    Theoretische Chemie an der Christian-Albrechts-Universität Kiel erhalten.
  • Herr Priv.-Doz. Dr. Christian Ochsenfeld, Institut für Theoretische
    Chemie der Universität Mainz, hat Rufe auf C3-Professuren an die
    Universitäten Essen und Tübingen erhalten.
  • Frau Prof. Dr. Christel Marian, GMD St. Augustin,
    hat den Ruf auf den Lehrstuhl für Theoretische Chemie der Heinrich-Heine-Universität
    angenommen.


Hellmann-Preis

Wie schon im Bericht über das 37.Symposium für Theoretische Chemie in Bad Herrenalb erwähnt (siehe dieses INFO S. "vorletzte Seite") wurde in diesem Jahr der Hellmann-Preis zum dritten Male an einen erfolgreichen Nachwuchswissenschaftler verliehen, und zwar an Uwe Manthe "für seine Beiträge zur effizienten Berechnung von chemischen Reaktionsraten". Der nächste

Hellmann-Preis 2002

soll auf dem 38. Symposium für Theoretische Chemie vom 25- bis 29. August 2002 in Bremen verliehen werden. Der Preis wird satzungsgemäß (siehe http://www.tc.chemie.uni-siegen.de/hellmann/) für hervorragende wissenschaftliche Leistungen, etwa vom Range einer Habilitationsarbeit, aus dem Gesamtbereich der Theoretischen Chemie an jüngere Nachwuchswissenschaftler(innen) vergeben, die noch keine Lebenszeit-Stellung innehaben, nicht älter als 40 Jahre alt sind und die deutsche Sprache beherrschen.

Vorschläge

mit Curriculum (tab.Lebenslauf mit persönlichen und wissenschaftlichen Angaben wie z.B. Gastaufenthalten), Publikationsliste, Laudatio und 5 Sonderdrucken des Kandidaten, (Details siehe http://www.tc.chemie.uni-siegen.de/hellmann/hellrichtd.html) werden schon jetzt erbeten. Senden Sie bitte Ihren Vorschlag Anfang des neuen Jahres (zur Arbeitserleichterung der Jury in 5-facher Ausfertigung) an den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft für Theoretische Chemie, Herrn Prof. Dr. Walter Thiel, Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Kaiser-Wilhelm-Platz 1, D-45470 Mühlheim an der Ruhr, Deutschland. Wenn Sie Ihren Vorschlag vom letzten Jahr widerholen möchten, brauchen Sie nur eventuelle Erweiterungen von Publikationsliste, Curriculum oder einen neuen wesentlichen Sonderdruck des Kandidaten einzureichen. Die Kandidatenliste wird am 15. April 2002 geschlossen.

Hellmann-Fonds

Die AGTC hat bei der Bunsengesellschaft einen steuerbegünstigten Fonds eingerichtet. Bei einem Endkapital von ca. 25.000 Euro wäre die Zahlung eines Preisgeldes aus den Zinserträgen gesichert. Die bisher höchsten Spenden von 2000 Euro und 1000 Euro sind kürzlich von privaten Mitgliedern der AGTC eingegangen, so dass jetzt schon fast die Hälfte des erhofften Kapitals vorhanden ist. Im vergangenen Jahr hatten nämlich auch etliche Lehrstuhlinhaber und Emeriti der Theoretischen und Physikalischen Chemie aus Deutschland, Österreich und der Schweiz je 500 Euro, etliche C3-Professoren 250 Euro gespendet. Dafür sei allen Spendern herzlich gedankt. Weitere

Spenden

sind aber offensichtlich durchaus noch erforderlich. Außer zu privaten Spenden sind Sie auch dazu aufgerufen, Firmen und Organisationen zu Spenden zu animieren. Die Spenden sind an die Deutsche Bunsengesellschaft, Konto-Nr. 491 061 800, BLZ 500 800 00, Dresdner Bank Frankfurt, für Kostenstelle 8110 (Hellmann-Fonds) zu überweisen. Die Bunsengesellschaft schickt Ihnen bei Angabe Ihrer Adresse auf dem Überweisungsformular automatisch eine Bescheinigung über die steuerbegünstigte Spende zu. Die Spender werden in der Regel in der Liste "Contributors to the Hellmann-Award Fund" ( http://www.tc.chemie.uni-siegen.de/hellmann/contributors.html ) aufgeführt.



Physics Reports

Physics Reports ist eine Zeitschrift, welche Review-Artikel in allen Bereichen der Physik abdeckt.
"Physics Reports keeps the active physicist up-to-date on developments in a wide range of topics by publishing timely reviews which are more extensive than just literature surveys but normally less than a full monograph. Each Report deals with one specific subject. These reviews are specialist in nature but contain enough introductory material to make the main points intelligible to a non-specialist. The reader will not only be able to distinguish important developments and trends but will also find a sufficient number of references to the original literature."
Für den Bereich Molekülphysik bin ich der zuständige Editor.
Es wäre schön, wenn wir in diesem Gebiet weitere Beiträge zur Verbreitung unserer Arbeiten erhalten würden!
Beispiele der letzten Zeit sind:
  • D. Andrae
    "Finite Nuclear Charge Density Distributions in Electronic Structure Calculations for
    Atoms and Molecules" (2000)
  • M. H. Beck, A. Jäckle, G. A. Worth, H.-D. Meyer
    "The Multiconfiguration Time-Dependent Hartree (MCTDH) Method: A Highly Efficient
    Algorithm for Propagating Wavepackets" (2000)
  • A. I. Pegarkov
    "Resonant Interactions of Diatomic Molecules with Intense Laser Fields: Time-Independent
    Multi-Channel Green Function Theory and Application to Experiment" (2000)
  • J. Köhler
    "Magnetic Resonance of a Single Molecular Spin" (1999)
  • J. J. Ladik
    "Polymers as Solids: A Quantum Mechanical Treatment" (1999)
  • R. Singh, B. M. Deb
  • "Developments in Excited-State Density Functional Theory" (1999)
  • N. Moiseyev
    "Quantum Theory of Resonances: Calculating Energies, Widths and Cross-Sections
    by Complex Scaling" (1998)
  • A. Nagy
    "Density Functional. Theory and Application to Atoms and Molecules" (1998)
  • M. Peric, B. Ostojic, J. Radic-Peric
    "Ab initio Investigation of the Renner-Teller Effect in Tetra-Atomic Molecules" (1997)
Es gibt kostenlose Sonderdrucke und Verbreitung durch CONTENTS-Alert (a free electronic alerting service).

Sigrid Peyerimhoff
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